Gaußstrahlen
Gaussian Beams
Mit Gaußstrahlen beschreibt man Strahlenbündel wie z.B. Laserstrahlen, die "sich selbst fokussieren". Mit "Selbstfokussierung" ist dabei nicht das Verhalten von Strahlenbündeln in nichtlinearen Medien gemeint, sondern das Verhalten von (elektromagnetischen) Strahlenbündeln im Vakuum. Im Gegensatz zum "Idealfall" der ebenen Welle bedingt die Änderung der Amplitude in transversaler/radialer Richtung (bei Gaußstrahlen eine Gaußverteilung) auch eine Krümmung der Wellenfronten und Strahlen: Das Bündel konvergiert vor dem Fokus (in der Abbildung unten bei z = 0) und divergiert danach wieder, wobei im Gegensatz zur Strahlenoptik die Strahlen die optische Achse im Fokus nicht kreuzen, sondern in der Nähe der optischen Achse durch Hyperbeln angenähert werden können. Zur Charakterisierung solcher Strahlen(bündel) verwendet man die Strahlweite (Strahltaille) bei z = 0, bei der die Amplitude auf den e-ten Teil der Amplitude auf der Achse abgefallen ist, z.B. das äußerste Hyperbelpaar in folgender Prinzipskizze:
Nicht nur die "Strahlbegrenzung", sondern auch die Strahlen selbst haben in der Nähe der optischen Achse (paraxial) Hyperbelform. Bei Laserstrahlen kann je nach Anwendung die Strahlform stark variieren: Ist man an geringer Divergenz, also großer Fokuslänge (das ist der Bereich, in dem die Strahlen "so gut wie parallel verlaufen") interessiert, so muss man eine große Strahlweite zulassen. Dabei gilt: Fokuslänge ~ Strahlweite^2/Wellenlänge. Für eine Fokuslänge von einem Kilometer benötigt man (mit einem roten Laser) eine Strahlweite von etwa 2cm und eine Strahlweite von 0,02mm ergibt eine Fokuslänge von etwa 1mm. So viel zur groben Beschreibung von Gaußstrahlen. Wie sehen die Details aus? Und wie bewegt sich nun die elektromagnetische Welle in einem Gaußstrahl? Die E-Wirbel sehen so aus (unterschiedliche Einfärbung je Drehsinn):
In Wirklichkeit bewegt sich das mit Lichtgeschwindigkeit, und in einem Laserstrahl ist die Wellenlänge etwas kürzer :-).
Aber bitte mit B-Feld!
Und man sieht: In einem Gaußstrahl bilden die B-Linien (blau) mit den E-Linien (rot) eine "Kette", im Gegensatz zum Hertzschen Dipol. Wenn man Photonen in einem Gaußstrahl von der Seite sehen (betrachten) könnte, würden sie vielleicht so aussehen:
Dargestellt ist ein
Wellenpaket (seine Einhüllende), das die
Amplitudenverteilung eines Gaußstrahls (siehe
oben) durchläuft. "Wie man sieht" ändert das
Wellenpaket seine Form, dispergiert also
(radial) - und zwar im Vakuum, was man sonst nur
von
Elektronen (oder Materiewellen) kennt. Licht
zeigt nur in einem
Medium
Dispersion, so lautet die Lehrmeinung. Aber
Lehrmeinungen können irren, wie ein
brandneues
(22.01.15) Experiment zeigt. Und mit Streulicht kann man einen Gaußpuls auch von der Seite sehen, ebenfalls ein brandneues Experiment (April 2015). Methode: Verwendete Gleichungen siehe z.B. "Grundlagen der Photonik", B.E.A. Saleh, M.C. Teich. Komplexe (skalare) Amplitude $U \left(\vec{r} \right)$ eines Gaußstrahls: $U \left(\vec{r} \right) ={\frac {A_{{0}}W_{{0}}}{W(z) }\exp\left( -{\frac {{\rho}^{2}}{ W^2( z) }} \right) \exp\left( -ikz-{\frac {ik{\rho}^{2}}{2R \left( z \right) }}+i\zeta \left( z \right) \right) } $ , $\rho$ Abstand von der z-Achse und mit$W(z)=W_0\sqrt{1+\left(\frac{z}{z_0}\right)^2}$ , Strahlweite $R(z)=z\left( 1+\left(\frac{z_0}{z}\right)^2 \right)$ , Krümmungsradius der Wellenfronten $\zeta(z)=\arctan(\frac{z}{z_0})$ , Gouy-Phase (hier nicht berücksichtigt) $W_0=\sqrt{\frac{\lambda z_0}{\pi}}$ , Wellenlänge $\lambda$, $z_0$ halbe Fokuslänge (Rayleighlänge) und $A_0=A/i z_0$ ($A$ reelle Konstante). Die zur komplexen Amplitude $U \left(\vec{r} \right)$ gehörigen Feldlinien ergeben sich aus den Maxwellschen Gleichungen (ebenfalls in paraxialer Näherung). |
Siehe auch: Hertzscher Dipol | Longitudinale E-Wellen | Elektromagnetische Felder einer bewegten Ladung |
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