Dispersion von Rechteckpulsen
Rechteckpulse sind eine
mathematische Idealisierung. Um einen einzelnen
Rechteckpuls räumlich oder zeitlich zu
realisieren würde man ein kontinuierliches
Spektrum unendlicher Bandbreite (Wellenzahl oder
Frequenz) benötigen.
Der Zusammenhang zwischen
Spektrum und Orts- oder Zeitfunktion ist immer
durch die Fouriertransformation (kontinuierlich
oder diskret) gegeben.
Die Fouriertransformierte einer Rechteckfunktion ist der Sinus cardinalis
sinc(x) = sin(x)/x. Weil das Betragsquadrat dieser Funktion das
Beugungsbild eines Spalts in der Fernzone darstellt, sagt man zu Sinc
auch "Spaltfunktion".
Beide Funktionen sind ohne Normierung dargestellt.
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Wie verhalten sich Rechteckpulse in dispersiven Medien?
1. Rechteckiges Wellenpaket
Schon bei einer
linearen Abhängigkeit der
Phasengeschwindigkeit von der Wellenzahl (siehe
Dispersion) muss numerisch integriert werden,
was im Vergleich zum Aufsummieren der Beiträge eines diskreten Spektrums
die 10- bis 100-fache Rechenzeit kostet und selbst dann den Rechteckpuls
nie als Rechteck darstellt, weil man immer mit einem Spektrum endlicher
Breite rechnen muss. Die beiden folgenden Animationen wurden deshalb mit
einem diskreten Spektrum (400 Linien) gerechnet.
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Normale Dispersion
Die Einhüllende (rot, "Rechteck mit Restwelligkeit" zur Zeit 0
aus o.g. Gründen) zerfällt in eine Sinc-Kurve (Betrag) und bildet Vor-
und Nachläufer aus.
"Die Welle (blau) überholt die Gruppe (Einhüllende)", wobei Anteile mit
großer Wellenlänge schneller laufen als kurwellige.
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Anomale Dispersion
"Sinngemäß"!
Anmerkung: Darstellungen in "geeigneten Einheiten".
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2. Rechteckiges
Spektrum (Wellenzahlband)
In diesem Fall gibt es mit
obigem Ansatz für die Dispersion eine
"geschlossene Lösung" (Fresnelintegrale oder
Fehlerfunktion), siehe "
Moderne
Physik, Fourier".
Normale Dispersion
Die Sinc-Funktion mutiert zu einem Rechteck!
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Anomale Dispersion
Sinngemäß!
Anmerkung: Darstellungen in "geeigneten Einheiten".
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Die Moral von der
Geschicht?
Wer Rechtecke übertragen will,
scheue den Sinus cardinalis nicht!
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